Ukas Katharinas II. an den Senat vom 14.Oktober 1762

 

Katharina die Große, die an die Macht im Juni 1762 kam, begann ihre Kolonisationspolitik mit der Weisung an den Senat vom 14.10.1762, in der sie unter anderem bekannt gab, dass sie dem Senat gemeinsam mit dem Kollegium für Auswärtige Angelegenheiten gestatte, die Aufnahme aller in Russland siedeln wollenden Ausländer zu beginnen:

Ukas Katharinas II. an den Senat vom 14.Oktober 1762
Ukas an unseren Senat.

„Da in Rußland viele öde, unbevölkerte Landstriche sind, und viele Ausländer uns um Erlaubnis bitten, sich in diesen öden Gegenden anzusiedeln, so geben Wir durch diesen Ukas Unserem Senat ein für allemal die Erlaubnis, den Gesetzen gemäss und nach Vereinbarung mit dem Kollegium der auswärtigen Angelegenheiten - denn dies ist eine politische Angelegenheit - in Zukunft alle aufzunehmen, welche sich in Russland niederlassen wollen, ausgenommen Juden. Wir hoffen dadurch, den Ruhm Gottes und seiner rechtgläubigen, griechischen Kirche, sowie die Wohlfahrt des Reiches zu mehren."

.....Dann kommt das Manifest vom 04.12.1762...
Katharinas Manifest vom 04.12.1762 verfolgte zwei Ziele:

1. Die Deklarierung des Beitritts Russlands zur damals in Europa populären Politik des Bevölkerungszuwachses durch Einladung von Ausländern

2. Die Amnestie für russische Untertanen, die Russland unter der Herrschaft früherer Zaren verlassen hatten.

Das Manifest wurde in Hunderten von Exemplaren gedruckt, nicht nur in russischer Sprache sowie in deutscher, französischer und englischer, sondern auch in polnischer, tschechischer und arabischer.

Dieses Manifest allerdings brachte ebenfalls nichts in Gang, weil die Bedingungen der Umsiedlung ihren Ausdruck im Dokument nicht gefunden hatten. Und am 22.07.1763 folgt ein neues Manifest der Zarin Katharina.

Es besteht aus zehn Paragrafen. Im ersten wird die Möglichkeit verkündet, dass alle Ausländer nach Russland einreisen und siedeln können, wo sie wollen. Die Paragrafen 2-5 erläutern die Prozedur der Einreise, §§ 6-10 die Vergünstigungen und Privilegien für die Siedler, die von der Imperatorin geschenkt werden. In den letzten vier Paragrafen wird allen Fehlern Rechnung getragen, die vom Kollegium für Auswärtige Angelegenheiten gemacht wurden sowie von der derzeitigen Administration.

Es entsteht die Frage, warum dieses Manifest hauptsächlich in einigen deutschen Landen für Aufsehen sorgte. Die Tatsache ist nicht als eine besondere Liebe der Zarin zu ihren Landsleuten zu deuten. Dafür gibt es Gründe, die unten erläutert werden.

Spanien, Frankreich und England besaßen damals Kolonien, die flächenmäßig ums mehrfache größer als ihre eigenen Länder waren. Diese Länder benötigten selber zusätzliche Humanressourcen. So sind in Frankreich vor 1762 eine ganze Reihe von Gesetzen in Kraft getreten, die sowohl die Emigration, als auch die Werbung dafür strafrechtlich verfolgten.

Die Habsburger in Österreich förderten aktiv die Immigration in ihre Lande. Indem sie aber allzu gut die Auswanderung der Serben in Erinnerung hatten, erließen sie ein Gesetz, das fünf Jahre Zuchthaus sowie Zwangsarbeit für die Verletzung des Antiemigrationsgesetzes vorsah.

Verboten war die Emigration in Preußen, Sachsen Bayern, Hessen-Kassel, in der Pfalz und einigen anderen deutschen Staaten. Trotzdem kamen auch aus diesen Landen Kolonisten nach Russland.

Die Anwerbung von Kolonisten betrieben so genannte Agitatoren, Kommissare bzw. „Einlader“. Die letzteren waren als Privatunternehmer juristische Personen, die das Recht hatten Kolonisten anzuwerben, sie nach Russland in dafür bestimmte Gebiete zu bringen, Kolonien (Siedlungen) zu gründen, diese zu verwalten und einen Teil der erzielten Gewinne zu bekommen. In Europa funktionierten drei Gesellschaften, für die die Anwerbung ein profitables Geschäft war. Die bekannteste bei den Wolgadeutschen war die von Baron de Caneau de Beauregard.

Dort, wo sich die bedeutendsten Straßen kreuzten, wurden Sammelpunkte für die künftigen Kolonisten eingerichtet. Solche Punkte gab es in Regensburg, Ulm, Frankfurt (Main), in Fürth bei Nürnberg, Friedberg, Freyburg in Breisgau, in Grünsburg bei Ulm, Lüneburg, Rosslau, Hamburg, Danzig u. a. Orten.

Diese Punkte funktionierten nicht beständig und nicht gleichzeitig. Deswegen heißt es nicht, dass von Rosslau kommende Kolonisten unbedingt aus Sachsen stammen müssen. Sogar der Fürst von Anhalt-Zerbst, der Rosslau gern als Sammelpunkt zur Verfügung stellte, sagte plötzlich ab.

Ende 1766 behaupteten einige Zeitungen, dass die Werbung für die Ausreise eingestellt sei. Es wurden aber von 1763 bis 1766 30.000 Kolonisten nach Russland geschafft.

Unter der Herrschaft von Katharina der Großen verschoben sich die Grenzen Russlands infolge der siegreichen Kriege gegen die Türkei weit nach Süden- bis an die Nordküste des Schwarzen und Asowschen Meeres und an den Kaukasus. Große Territorien mit fruchtbarem Boden waren eine menschenleere Steppe. Es wanderten lediglich hin und wieder die Steppenflüsse entlang nicht zahlreiche nomadisierende Kalmyken-, Kirgisen- und Baschkirenstämme. Die Entscheidung über die Kolonisation der Grenzregionen und die Erschließung der Naturreichtümer stärkten die russische Staatlichkeit.

Ausführlicher im Almanach 2006

Unterstützung in sozialrechtlichen Angelegenheiten

macht Sozialreferent mit langjähriger Erfahrung

Montag - Freitag
von 9:00 bis 15:00
und nach Vereinbarung
Tel.: 0341-333-85-973

mehr...

uafaneHilfe für die Ukraine

Die Stadt Leipzig bereitet sich auf die Ankunft von Menschen vor, die vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ihre Heimat verlassen müssen. Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft wird die Hilfe für Menschen auf der Flucht ebenso wie für die Menschen in der Ukraine organisiert und koordiniert.

Information:
Deutsch | Russisch | Ukrainisch